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Twitter, Facebook & Co. – Pro & Kontra soziale Medien

Die Übernahme des sozialen Netzwerks Twitter durch den Milliardär Elon Musk veranlasste uns dazu einen Blogpost über die gesellschaftliche Rolle sozialer Medien zu schreiben. In unserem Blogpost zu Mikrotargeting haben wir bereits die politische Dimension und die Auswirkungen auf unser demokratisches System betrachtet. Hier möchten wir einmal grundsätzlich die Wirkungsweise sowie die gesellschaftlichen Chancen und Risiken betrachten.

Die Entstehung sozialer Netzwerke

Die frühen Vorläufer sozialer Netzwerke reichen bis in die 1980er Jahre zurück als über elektronische bulletin board systems (‚Schwarzes Brett‘) ermöglicht wurde, Daten und Nachrichten zwischen Nutzer:innen auf einer Plattform auszutauschen. Durch die Ausbreitung und Verbesserung des Internets wurden auch erste soziale Netzwerke im heutigen Sinne entwickelt und erfreuten sich seit Mitte der 2000er größerer Beliebtheit. So kam es zur Gründung von MySpace und LinkedIn im Jahr 2003, Facebook im darauffolgenden Jahr sowie Twitter im Jahr 2006. Die erste bundesweit bekannte Plattform aus Deutschland, StudiVZ, wurde 2005 gegründet. Seit Beginn der 2010er Jahre wurden soziale Netzwerke weltweit zu einem Massenphänomen. So erreichte Facebook 2010 als erstes soziales Netzwerk eine Anzahl von einer halben Milliarden Nutzer:innen und weitere heute weit verbreitete Netzwerke wurden entwickelt, wie Instagram (2010) und TikTok (2016).

Heutzutage nutzen etwa 4 Milliarden Menschen weltweit soziale Medien, was knapp 60 Prozent der Weltbevölkerung entspricht. In der Europäischen Union liegt der Anteil der Menschen, die soziale Medien selbst nutzen, etwas über 60 Prozent. In Deutschland sind sogar fast 80 Prozent der Bevölkerung (66 Millionen) mit durchschnittlich 6 Accounts in den sozialen Medien aktiv. Dazu zählen neben bereits genannten Netzwerken auch Dienste wie WhatsApp (2009), YouTube (2005) und Snapchat (2011). Hierbei sollte angemerkt werden, dass sich die genaue Zielgruppe und das Geschäftsmodell der einzelnen Plattformen etwas unterscheiden können, da jedes dieser Netzwerke eine eigene Funktionsweise bietet. [1, 2, 3]

Obwohl soziale Netzwerke zunächst als interessante Idee zur ortsübergreifenden Vernetzung und Kommunikation gedacht waren, gibt es heutzutage einige Expert:innen, die auf die politischen, sozialen, wirtschaftlichen und auch psychologischen Auswirkungen hinweisen.

Die Chancen sozialer Medien

In diesem und dem folgenden Abschnitt möchten wir die Vor- und Nachteile sozialer Medien ausführen. Selbstverständlich kann es weitere individuelle Gründe geben soziale Medien zu nutzen oder eben nicht.

Private Kontakte pflegen

Soziale Medien oder soziale Netzwerke sind digitale Kommunikationsmedien, die einen interaktiven Austausch von Informationen in unterschiedlichsten Formen ermöglichen. Dementsprechend ist einer der offensichtlichen Vorteile, das über soziale Netzwerke neue Bekanntschaften geschlossen werden und bestehende Kontakte gepflegt werden können. Während sich der gegenseitige Austausch über größere Distanzen zuvor deutlich schwieriger gestaltet hat, kann über soziale Netzwerke zu jeder Zeit, an jedem Ort miteinander kommuniziert werden.

Stärkung der Zivilgesellschaft

Soziale Netzwerke bieten die Möglichkeit die Zivilgesellschaft deutlich zu stärken, da wichtige Themen und Geschehnisse oftmals keine großen Medienhäuser bzw. politische Agenda-Setter mehr benötigen, um gesellschaftliche Relevanz zu erzeugen. Fälle wie der gewaltsame Tod von George Floyd können über Social Media Kanäle weltweit Aufmerksamkeit generieren und somit wichtige politische Debatten und Reaktionen auslösen. Auch im Kontext des sogenannten ‚Arabischen Frühlings‘ oder der aktuellen Proteste im Iran wird vielfach die Rolle sozialer Medien für gesellschaftlichen und politischen Wandel diskutiert. [4, 5]

Unternehmerische Nutzungsmöglichkeiten

Zumindest in der Theorie können durch geschicktes Social Media Marketing auch kleinste Unternehmen direkt an potenzielle Kund:innen herantreten ohne teuere Werbeplatzierungen in konventionellen Massenmedien einzukaufen. Ebenso kann der Kontakt zur bestehenden Kundschaft aufrechterhalten, gegebenfalls Social Media Daten zur Akquise genutzt und neues Personal rekrutiert werden.

Uns ist natürlich bewusst, dass insbesondere unternehmerische Nutzungsmöglichkeiten auch zurecht kritisch betrachtet werden. Zum einen generieren die meisten sozialen Medien einen Großteil ihres Umsatzes durch das Schalten von bezahlten Werbebeiträgen. Hinter den oftmals lässig wirkenden Werbekampagnen in sozialen Medien verbergen sich entsprechend große Marketingteams. Somit werden große Unternehmen mit hohem Einsatz finanzieller Ressourcen deutlich besser platziert als kleine Unternehmen. Außerdem haben wir bereits mehrfach in unserem Blog auf die Gefahren der Akkumulation riesiger Datensätze von Privatpersonen, die kommerziell genutzt bzw. ausgebeutet werden, hingewiesen. Auf einige dieser Aspekte gehen wir im nachfolgenden Absatz genauer ein.

Die Risiken sozialer Medien

A Justitia Bronce Statue, holding the famous scale in her right hand. Her eyes are blindfolded.

Netzwerkeffekte & Monopole

Social Media sind maßgeblich geprägt von dem sogenannten Netzwerkeffekt, d.h. der Nutzen eines Dienstes steigt für jeden Nutzenden mit der Gesamtanzahl an Nutzer:innen an. Einfach erklärt: Damit Sie ein soziales Netzwerk regelmäßig nutzen, müssen darin auch Ihre Freunde, Bekannte und weitere Menschen mit ähnlichen Interessen und Gesprächsthemen sein. Ansonsten hat das Netzwerk keinen Nutzen für Sie. Soziale Neztwerke funktionieren also nach dem „Winner takes it all“-Prinzip. Somit bilden sich digitale (Quasi-)Monopole und es entsteht Marktmacht. [6]

Sofern Unternehmen über Marktmacht verfügen, erleiden die Nutzenden, d.h. wir alle, die die genannten Plattformen nutzen, offensichtliche, oder zumeist auch weniger offensichtliche, Nachteile, wie überteuerte Preise oder ökonomische und soziale Abhängigkeiten, die dazu führen, dass beispielsweise unsere Privatsphäre und Persönlichkeitsrechte untergraben werden können. In unserem Blog haben wir uns in der Vergangenheit bereits ausführlich dem Thema Plattformökonomie & Digitale Monopole gewidmet.

Im Fall von sozialen Netzwerken entsteht zudem eine wichtige sozial-politische Dimension durch die Monopolbildung. Soziale Netzwerke, darunter insbesondere Twitter, werden als öffentlicher Raum genutzt, um politische Meinungen auszutauschen. Faktisch handelt es sich jedoch um wenige, private Plattformen mit privaten Servern, die die Rahmenbedingungen setzen und selbst entscheiden können, wer mit welchen Inhalten stattfinden darf. Daraus ergibt sich ein erhebliches Potenzial die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Staatliche Regulierung, die die Einflussmöglichkeiten dieser Plattformen einschränken würde, ist nicht einfach umzusetzen, da die Gefahr einer Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit eng damit verschränkt ist. [7]

Datenschutz & Privatsphäre

Datenschutz und Privatsphäre sind grundsätzlich schwer mit sozialen Medien vereinbar („Privatsphäre Dilemma“). Denn Social Media leben von der öffentlichen Selbstdarstellung privater Personen, wodurch stets ein Konflikt mit der Privatsphäre entsteht. Ob durch Bilder, Video oder (politische) Meinungen, die wir posten, teilen, liken oder auch nur betrachten, geben wir der Öffentlichkeit und den privaten Netzwerken selbst Informationen über uns preis. Also sogar im Falle einer angemessenen und datenschutzkonformen Handhabung mit den dabei generierten persönlichen Daten, existiert ein Zielkonflikt zwischen Privatsphäre und Social Media. [8]

In der Realität werden zudem grundlegende Privatsphäre- und Datenschutzgrundsätze von den sozialen Netzwerken nicht berücksichtigt. Alle großen sozialen Netzwerke stammen nicht aus Europa, d.h. die Einhaltung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) kann kaum kontrolliert werden. Außerdem basiert das Geschäftsmodell dieser Netzwerke auf der Vermarktung und dem Verkauf der Daten von Privatpersonen. Somit liegt ein offensichtlicher Zielkonflikt zwischen Datenschutz und kommerziellen Interessen vor. Zwar sind alternative Geschäftsmodelle durchaus denkbar, beispielsweise durch kostenpflichtige Abos in sozialen Netzwerken, allerdings konnten sich diese bislang nicht durchsetzen.

Unter folgendem Link finden Sie einen Ratgeber zum Datenschutz in allen bekannten sozialen Netzwerken mit Tipps zu den Privatsphäre-Einstellungen, die Sie vornehmen sollten.

Auswirkungen auf die mentale Gesundheit

Ein letzter Aspekt, den wir hier zumindest kurz nennen möchten, sind die Auswirkungen von Social Media auf die mentale Gesundheit. Da es sich hierbei um ein sensibles Thema handelt und wir selbst keine Expertise auf diesem Gebiet haben, möchten wir lediglich darauf verweisen, dass einige Studien einen Zusammenhang zwischen der psychischen Gesundheit und der Nutzung sozialer Medien hindeuten. Hauptsächlich soll dies an dem permanenten Vergleich der eigenen Lebenswirklichkeit mit der geschönten bzw. inszenierten Realität anderer in den sozialen Neztwerken, der Überflutung audiovisueller Reize, der zeitlichen Dauer, die man online verbringt sowie der „Sucht“ nach Bestätigung durch Likes und positive Kommentare liegen. Eine übersichtliche Darstellung dazu finden Sie in unseren Quellen am Ende des Artikels. [9]

Zudem möchten wir gerne den Kanal @systemischegesundheit auf Instagram empfehlen, in dem regelmäßig über die Themen mentale Gesundheit, Psychologie und Psychotherapie informiert wird. Außerdem gibt es einen Gastbeitrag von ihm zu den mentalen Auswirkungen des Home Office in unserem Blog.

Unabhängige soziale Medien: Mastodon und das Fediverse

Quelle: Imke Senst, Mike Kuketz. Lizenz: CC BY-SA 4.0

Da soziale Netzwerke aufgrund des Netzwerkeffekts inhärent zu Monopolisierung neigen, wurde das sogenannte Fediverse entwickelt, um dem entgegenzuwirken. Das Fediverse („Federation“ & „Universe“) ist ein Netzwerk unabhängiger sozialer Netzwerke und Dienste, das 2008 mit GNU Social aufkam. Es benötigt zwar offensichtlich ebenso den Netzwerkeffekt, um eine ernsthafte Alternative zu den großen, privaten Plattformen darzustellen. Allerdings gibt es wesentliche Besonderheiten, die eine Monopolisierung und die daraus resultierenden negativen Konsequenzen verhindern sollen. Der bekannteste Dienst innerhalb des Fediverse ist die Twitter-Alternative Mastodon. [10, 11]

Freie Software

Das Fediverse basiert auf Freier, Open Source Software. Die Free Software Foundation Europe definiert Software als “Frei”, wenn sie die grundlegenden vier Freiheiten erfüllen: Die Freiheit die Software zu verwenden, die Freiheit sie zu verstehen, die Freiheit sie zu verbreiten und die Freiheit sie zu verbessern. Diese Freiheiten implizieren einen offenen Quellcode, wodurch unter anderem sichergestellt werden kann, dass die einzelnen Dienste innerhalb des Fediverse keine versteckten Prozesse ausführen, die den Datenschutz und die Privatsphäre der Nutzer:innen unterminieren.

Dezentral

Im Gegensatz zu den bekannten Diensten, liegen die Dienste des Fediverse nicht auf zentralisierten Plattformen, sondern dezentral auf insgesamt mehreren Tausend Instanzen auf der ganzen Welt. Somit lassen sich diese nicht einfach durch politischen oder unternehmerischen Druck abschalten.

Interoperabilität

Das Grundprinzip des Fediverse ist, dass man sich ein Benutzerkonto auf einer beliebigen Plattform im Fediverse anlegt und sich darüber mit Nutzer:innen auf allen anderen Plattformen austauschen kann, ohne weitere Konten anlegen zu müssen.

Gemeinnützigkeit

Die bekannten sozialen Netzwerke sind riesige Konzerne, die den Zwängen der Kommerzialisierung unterliegen. Um weiterhin zu bestehen, sind die Unternehmen zwingend auf die Vermarktung der privaten Daten Ihrer Nutzer:innen angewiesen. Die Dienste im Fediverse basieren auf der Unterstützung der Community, d.h. es gibt zwar meist federführende (gemeinnützige) Unternehmen, die die Entwicklung der einzelnen Dienste vorantreiben, aber die Instanzen können von Privatpersonen, Vereinen oder sonstigen Stellen betrieben werden.

ViOffice auf Mastodon

Jede:r Einzelne kann aktiv dazu beitragen, die freien Alternativen zu den privaten Netzwerken zu stärken und damit ein Stück weit digitale Selbstbestimmung zurückerlangen. Gerade weil soziale Medien über den Netzwerkeffekt funktionieren, ist jeder Account weniger auf den privaten Netzwerken und mehr im Fediverse ein direkter Erfolg für Privatsphäre und Datenschutz. Deshalb sind auch wir aus Überzeugung auf Mastodon im Fediverse vertreten. Folgt uns gerne unter https://mastodon.cloud/@ViOffice.

Quellen

  1. Kemp, Simon (2020): Digital Report 2020. Online unter: https://wearesocial.com/uk/blog/2020/01/digital-2020-3-8-billion-people-use-social-media.
  2. Statista (2021): Social Media Usage in Europe – Statistics & Facts. Online unter: https://www.statista.com/topics/4106/social-media-usage-in-europe/.
  3. Lewanczik, Niklas (2021): 66 Millionen Social Media User in Deutschland – mit durchschnittlich je 6 Accounts. Online unter: https://onlinemarketing.de/cases/66-millionen-social-media-user-in-deutschland.
  4. Milz, Katharina (2011): Die Bedeutung Sozialer Netzwerke in der arabischen Welt. Online unter: https://www.kas.de/c/document_library/get_file?uuid=d5a6acda-e09f-07ba-4e3d-1d80526a844e&groupId=252038.
  5. Alterman, Jon (2022): Protest, Social Media, and Censorship in Iran. Online unter: https://www.csis.org/analysis/protest-social-media-and-censorship-iran.
  6. Dörner, Stephan (2016): Netzwerkeffekt erklärt – Warum es nur ein Facebook gibt. Online unter: https://t3n.de/news/netzwerkeffekt-erklaert-728589/.
  7. Linß, Vera und Richter, Markus (2021): Facebook, Twitter, Instagram & Co. – Wie soziale Medien reguliert werden können. Online unter: https://www.deutschlandfunkkultur.de/facebook-twitter-instagram-co-wie-soziale-medien-reguliert-100.html.
  8. Datenschutz.org (2022): Datenschutz in sozialen Netzwerken – Sehen und gesehen werden. Online unter: https://www.datenschutz.org/soziale-netzwerke/.
  9. AOK Gesundheitsmaganzin (2021): Souverän mit sozialen Medien umgehen. Online unter: https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/psychologie/der-einfluss-sozialer-medien-auf-die-psyche/.
  10. Simon, Leena und Pietsch, Christian und AG Digitale Selbstverteidigung (2021): Fediverse – so geht gutes Social Media. Online unter: https://digitalcourage.de/digitale-selbstverteidigung/fediverse.
  11. Rehberg, Andreas Itchak (2022): Ausgezwitschert – Mastodon als dezentrale Alternative zu Twitter. Online unter: https://www.heise.de/hintergrund/Ausgezwitschert-Mastodon-als-dezentrale-Alternative-zu-Twitter-5990159.html.
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Pascal gründete gemeinsam mit Jan im Herbst 2020 ViOffice. Dabei kümmert er sich vor allem um das Marketing, die Finanzen und Sales. Nach seinen Abschlüssen in der Politikwissenschaft, der Volkswirtschaftslehre und der angewandten Statistik ist er weiterhin in der wissenschaftlichen Forschung tätig. Mit ViOffice möchte er für alle den Zugang zu sicherer Software aus Europa ermöglichen und insbesondere gemeinnützige Vereine bei der Digitalisierung unterstützen.