Freie, Open Source Software begegnet uns im Alltag ständig. Nicht nur einzelne Open Source Software-Projekte finden ihren Weg zu uns, sondern es gibt auch zahlreiche große (und kleine) Unternehmen, die mit großem Erfolg Open Source Software entwickeln und kommerziell vertreiben, wie z.B. Red Hat, Nextcloud oder auch unsere Partner:innen bei Collabora Office. In diesem Blogpost möchten wir euch die erfolgreichsten Geschäftsmodelle für Freie Open Source Software vorstellen.
Open Source & wirtschaftliches Handeln – Ein Widerspruch?
Ob der Browser Mozilla Firefox, das Smartphone-Betriebssystem Android oder der Multimediaplayer VLC – sie alle basieren im Kern oder sogar vollständig auf Freier Software. Fast alle bekannten Software-Projekte beinhalten zumindest teilweise Open Source Komponenten. Umfragen zeigen zudem, dass über 70 Prozent der Unternehmen in Deutschland auf Open Source-Software setzen, unter großen Unternehmen mit über 2000 Mitarbeitenden ist der Anteil mit knapp 90 Prozent sogar noch deutlich höher.
Open Source bzw. die vollständige Offenlegung der Quellcodes ist dabei jedoch nicht „nur“ ein theoretisches Ideal, das aus ethischen Erwägungen heraus umgesetzt wird, sondern bietet für unsere Gesellschaft, Verbraucher:innen und sogar Unternehmen ganz praktische Vorteile.
Der offene Quellcode untersteht öffentlicher Kontrolle durch ein permanentes Public Audit und kann von allen stets verbessert werden, um die Funktionalität und Sicherheit zu erhöhen. Somit ist Freie, Open Source Software meist sicherer als proprietäre Alternativen. Dieser Fakt ist nicht nur relevant hinsichtlich datenschutzrechtlicher Aspekte, sondern es existiert deshalb eine gezielte Nachfrage nach Open Source Produkten, die von Open Source Unternehmen bedient werden kann.
Zudem ist volkswirtschaftlich klar, dass insgesamt der gesellschaftliche Nutzen am höchsten ist, wenn mehrere Unternehmen im Wettbewerb miteinander konkurrieren. Eine solche Wettbewerbssituation führt dazu, dass einzelne Unternehmen nicht zu viel Kontrolle über den Markt haben und die Preise entsprechend frei gebildet werden können. Gerade in der Digitalwirtschaft wird gegen dieses Prinzip durch Monopolbildungen verstoßen und einzelne Unternehmen erhalten Marktmacht und somit globale Einflussmöglichkeiten, die letztlich der Gesellschaft schaden. Open Source wirkt dem entgegen, da der sogenannte Lock-In Effekt, welcher einen Wechsel zu einer anderen Software oder anderen Anbieter:innen zu einem späteren Zeitpunkt erschwert, vermieden wird. Darüber hinaus sparen Unternehmen deutlich an Entwicklungskosten durch die Nutzung von Freier, Open Source Software. Somit profitieren Konsument:innen, Produzierende und die gesamte Gesellschaft aus vielerlei Gründen von der Nutzung sowie Entwicklung von Freier Open Source Software.
Open Source Geschäftsmodelle im Überblick
Nachdem wir bereits einige Artikel zu gesellschaftlichen Aspekten von Open Source geschrieben haben, möchten wir uns hier mehr die unternehmerische Perspektive einnehmen und Euch verschiedene Geschäftsmodelle vorstellen. Selbstverständlich schließen die einzelnen Ansätze sich nicht aus, sondern können von einzelnen Unternehmen parallel verfolgt werden.
1. Vertrieb von Schulungen, Support & Beratung
Der wahrscheinlich gängigste Ansatz ist der Vertrieb von kommerziellen Diensten rund um die entsprechende Open Source Software. Konkret können Unternehmen Schulungen, technischen Support oder Beratung als kostenpflichtige Dienstleistung zu der vertriebenen Software anbieten. Somit verdienen Unternehmen nicht an dem Vertrieb der Software selbst, sondern an den Dienstleistungen die sie damit einhergehend kommerziell anbieten.
2. Verkauf von Merchandise
Open Source ist mehr als lediglich ein technischer Begriff. Dahinter verbirgt sich oftmals ein bestimmtes Gesellschaftsbild unterstützt von zahlreichen Personen auf der ganzen Welt. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die sogenannte Freie-Software-Bewegung. Um das Selbstbild der Gemeinschaft zu verdeutlichen, bieten einige Open-Source-Organisationen wie die Free Software Foundation Europe e.V. oder die Mozilla Foundation eigene Markenartikel, wie T-Shirts oder Kaffeetassen, als Merchandise an. Aber auch gewinnorientierte Open Source Unternehmen bietend zunehmend Merchandise für ihre jeweiligen Projekte an.
3. Netzwerke & Partnerschaften
Auch im dritten Ansatz ist der Community Aspekt von zentraler Bedeutung. Software-Entwickler:innen von Open Source Software ist natürlich klar, dass die Software auch von anderen kommerziell vertrieben werden darf. Statt diese Software nun doch unter einer proprietären Lizenz zu veröffentlichen, gehen viele erfolgreiche Unternehmen ein alternativen Weg über Netzwerke und Partnerschaften. So gehen Unternehmen wie Collabora Office, Nextcloud oder Moodle kostenpflichtige Partnerschaftsprogramme mit anderen Unternehmen ein. Diese übernehmen einen Teil des Vertriebs, indem sie die Software als eigene Dienstleistung anbieten und erhalten im Gegenzug die Reichweite und den technischen Support der Hauptentwickler:innen. Dieser Ansatz spiegelt einerseits den Grundgedanken der Freien Software-Bewegung wider und führt in der Regel zu wirtschaftlichen Vorteilen für alle Seiten.
4. Private & öffentliche Förderungen
Getreu dem Motto „Public Money, Public Code!“ werden öffentlich finanzierte Software-Projekte oftmals unter einer Open Source Lizenz veröffentlicht. Somit findet darüber eine direkte öffentliche Förderung von Entwickler:innen der Software statt, aber auch der Allgemeinheit, die diese Software wiederum selbst nutzen kann. Einige große, private Unternehmen fördern Open Source Projekte, da sie sich davon eigene kommerzielle Vorteile versprechen.
5. Open Core – Optionale, proprietäre Erweiterungen
Das sogenannte „Freemium“-Modell begegnet uns häufig im Fall von „Free-to-play“ Computerspielen, d.h. Spiele werden in der Basisversion kostenlos zur Verfügung gestellt, aber bestimmte Inhalte innerhalb des Spiels können nur käuflich erworben werden. Dieses Prinzip, welches dann oftmals auch „Open Core“ genannt wird, nutzen einige Entwickler:innen von Open Source-Software, indem sie optionale, proprietäre Erweiterungen („Plugins“ oder „Add-ons“) für zunächst einmal Freie Software anbieten. Dieser Ansatz ist innerhalb der Open Source-Szene umstritten und wird von einigen Open Source-Lizenzen explizit ausgeschlossen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Webbrowser Google Chrome, dessen Basis quelloffen ist, von Google aber mit vielerlei proprietären Begleitstücken ausgestattet wird.
Hierbei gilt auch anzumerken, dass nicht jede „Freemium“ Software automatisch Open Core oder sogar Open Source ist. Der Begriff kann manchmal auch einfach bedeuten, dass eine vollständig proprietäre Software in einem gewissen Rahmen kostenlos zur Verfügung gestellt wird.
ViOffice als Open Source Unternehmen
Alle unsere Dienste basieren zu 100% auf Freier, Open Source Software. Auf unserer Website und in zahlreichen Artikeln in unserem Blog haben wir bereits mehrfach unser Bekenntnis zu Freier Open Source Software betont. Unser Fokus liegt auf Cloud-Lösungen für den Arbeitsalltag. So bieten wir mit ViOffice Core Cloud Services eine umfangreiche (Home) Office-Plattform für den Büroalltag, ViOffice Web Analytics für privatsphäre-schonende Analytics Ihrer Websites, ViOffice Collabora Hosting für ein vollständiges Office-Paket und seit kurzem Hosting für jegliche Fediverse-Dienste, insbesondere Mastodon, an.
Außerdem sind wir überzeugt von dem gemeinschaftlichen Ansatz von Open Source-Software. Wir sind stolzer Online Hosting Partner von Collabora, dem weltweit größten Anbieter von Open Source Office-Paketen.
Pascal gründete gemeinsam mit Jan im Herbst 2020 ViOffice. Dabei kümmert er sich vor allem um das Marketing, die Finanzen und Sales. Nach seinen Abschlüssen in der Politikwissenschaft, der Volkswirtschaftslehre und der angewandten Statistik ist er weiterhin in der wissenschaftlichen Forschung tätig. Mit ViOffice möchte er für alle den Zugang zu sicherer Software aus Europa ermöglichen und insbesondere gemeinnützige Vereine bei der Digitalisierung unterstützen.