In unserem Alltag werden die Begriffe „Datenschutz“, „Datensicherheit“ und „Privatsphäre“ häufig in einem Satz und manchmal sogar als Synonyme füreinander genutzt. Dabei stehen hinter diesen Begriffen zwar oftmals gleichermaßen erstrebenswerte Konzepte, dennoch sollte strickt zwischen ihnen unterschieden werden.
Hierbei sind insbesondere die Begriffe der „Privatsphäre“ und des „Datenschutzes“ inhaltlich stark miteinander verzahnt, während die „Datensicherheit“ eher auf beide einwirkt und bedeutende Implikationen für diese hat.
Definitionen
Um die Unterschiede und die sich daraus ergebenden Implikationen diskutieren zu können, müssen alle drei Begriffe zunächst einmal definiert werden.
Privatsphäre
Gemeinhin wird Privatsphäre als die Fähigkeit eines Individuums oder einer Gruppe bezeichnet, sich selbst oder Informationen über sich selbst von anderen abzuschirmen und sich dadurch selektiv auszudrücken. Etymologisch betrachtet, leitet sich das Wort vom lateinischen „privatus“ ab, was wiederum als „abgetrennt von der Öffentlichkeit“ oder auch „sich selbst gehörend“ interpretiert werden kann. [1]
Der Begriff liefert also gleich seine eigene Definition mit: Mit der Privatsphäre ist der persönliche Raum (Sphäre) gemeint, die uns selbst von unserer Umwelt trennt. Sie bezeichnet also das eigene, intimste Selbst, in dem ein Mensch unbehelligt von äußeren Einflüssen die freie Entfaltung der Persönlichkeit wahrnimmt. [2]
Privatsphäre spielt in der heutigen (eher individualistischen) Welt eine so zentrale Rolle, dass sie ein grundlegendes Menschenrecht in allen modernen, freiheitlichen Demokratien ist. Das „Privatleben“ ist zudem Teil der Charta der Grundrechte der Europäischen Union. [3]
Datenschutz
Insbesondere weil „Datenschutz“ ein recht umfassender und in seiner Existenz relativ junger Begriff ist, gibt es je nach Zeitpunkt, Ort und Kontext unterschiedliche Betrachtungsweisen des Begriffs. Allgemein kann er jedoch als Schutz persönlicher Informationen oder der Privatsphäre (s.o.) erachtet werden. Der Begriff beschreibt das Zusammenspiel aus Informationsgewinnung, Gesellschaftsnormen und Erwartungen sowie deren juristischen und politischen Implikationen. [4, 5, 6]
Auch ein Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird oftmals dem Datenschutz zugeordnet. Er beschreibt also die grundsätzliche Entscheidungsgewalt darüber, welche Informationen über die eigene Person zu welchem Zeitpunkt Anderen (und vor allem wem!) zur Verfügung steht. Der Begriff ist eng mit dem Konzept der digitalen Selbstbestimmung verwandt. [5, 6]
Datensicherheit
Als Informations- oder Datensicherheit werden Konzepte und darunterfallende Maßnahmen zur Übermittlung, Verarbeitung und Lagerung von Informationen aller Art bezeichnet. Hierbei wird im Sinne der Datensicherheit Augenmerk auf Vertraulichkeit, Verfügbarkeit oder Integrität der Informationen gelegt. [5, 6]
In der Nutzung des Begriffs ist die Datensicherheit in dem Sinne mehrdeutig, dass sich die Interpretation auf einem Spektrum zwischen erwartetem Inhalt von Daten bzw. Verhalten von Systemen und der funktionalen Sicherheit, also Integrität und Manipulationssicherheit, von Informationen bewegt. [5, 6, 7]
Was bedeutet das in der Praxis?
Je nach Zeit, Ort, Kontext und Milieu wandeln sich sowohl die Interpretationen wie auch der Stellenwert des Ersterbens das eigene Selbst von allem Äußerlichen zu trennen. Heutzutage ist Privatsphäre insbesondere in der digitalen, aber auch in der „analogen“ Welt ein grundsätzlich umkämpftes Konzept. [8, 9]
Genau an dieser Stelle setzt der Datenschutz ein. Wenn wir selbst entscheiden können, wer wann welche Informationen über uns bekommt und was mit diesen getan werden kann und darf, beschreibt der Datenschutz also die grundlegenden Rahmenbedingungen, welche benötigt werden um Privatsphäre wahren zu können. Hierbei ist es völlig egal, ob diese nun durch geltende Gesetze oder durch persönliche Maßnahmen erfolgen. [10]
Die Datensicherheit ist hierbei eine grundlegende Annahme, ohne deren Erfüllung auch der Datenschutz nicht sichergestellt und Privatsphäre somit nicht garantiert werden kann. Nur wenn Informationen sicher und unter eigenem Einverständnis übertragen, verarbeitet und gespeichert werden können, ohne dass unbefugte Dritte darauf Zugriff haben oder diese Daten manipulieren können, kann die eigene selbstbestimmte Entfaltung gesichert werden. [10]
Kurz und knapp lässt es sich also folgendermaßen zusammen fassen: Privatsphäre beschreibt die Trennung der intimsten Persönlichkeit von der Außenwelt. Der Datenschutz beschreibt hierbei Konzepte und Wege diese Informationen auch tatsächlich vor anderen geheim zu halten (oder nur bestimmte Daten an bestimmte Akteur:innen weiterzugeben). Die Datensicherheit legt hierbei das Fundament um, damit diese Verfahren sicher und umsetzbar funktionieren. [8, 9]
Quellen
- The Online Etymology Dictionary (2020): privacy (n.). URL: https://www.etymonline.com/word/privacy
- JuraForum (2022): Schutz der Privatsphäre – Definition, Rechte & im Internet. URL: https://www.juraforum.de/lexikon/schutz-der-privatsphaere
- European Comission (2007): EU Charter of Fundamental Rights. Art. 7. Respect for private and family life. URL: https://fra.europa.eu/en/eu-charter/article/7-respect-private-and-family-life
- Michael, M. and Michael, K. (2023): Uberveillance and the social implications of microchip implants : emerging technologies.
- Siriu, S. (2022): Unterschied zwischen Datenschutz und Datensicherheit. URL: https://www.haufe.de/compliance/management-praxis/datensicherheit/unterschied-zwischen-datenschutz-und-datensicherheit_230130_483954.html
- Datenschutzexperte: Datenschutz vs. Datensicherheit. Accessed 01.02.2023. URL: https://www.datenschutzexperte.de/datenschutz-vs-datensicherheit/
- Eckert, C. (2012): IT-Sicherheit. Konzepte – Verfahren – Protokolle, ISBN 978-3-486-70687-1
- Datenschutz.ORG (2022): Datenschutz im Internet: Privatsphäre als höchstes Gut bewahren. URL: https://www.datenschutz.org/datenschutz-im-internet/
- Bubek, S. (2018): Datenschutz und Privatsphäre – wozu eigentlich?. URL: https://www.giga.de/extra/sicherheit/news/datenschutz-und-privatssphaere-wozu-eigentlich/
- Sandmann, L. (2022): Datenschutz vs. Datensicherheit – der Unterschied. URL: https://www.heise.de/tipps-tricks/Datenschutz-vs-Datensicherheit-der-Unterschied-7158523.html
Jan ist Mitgründer von ViOffice. Er kümmert sich insbesondere um die technische Umsetzung und Wartung der Software. Seine Interessen liegen insbesondere in den Themengebieten Sicherheit, Datenschutz und Verschlüsselung.
Neben seinem Studium der Volkswirtschaftslehre, später der angewandten Statistik und seiner daran anknüpfenden Promotion, hat er jahrelange Erfahrung im Bereich Softwareentwicklung, Opensource und Serveradministration.